Digital. Vernetzt. Gemeinsam #dp25

Stellungnahme zum Digitalprogramm der Landesregierung

FJB
Bild: FJB

Die Landesverbände der Jugendarbeit nehmen gemeinsam Stellung zum Digitalprogramm des Landes Brandenburg.

Sie repräsentieren eine Breite an Themen, jugendlichen Zielgruppen und Strukturen der Jugendhilfe, insbesondere der Jugendförderung. Damit möchten sie die Bedeutung der Digitalisierung und die Notwendigkeit eines multiperspektivischen Ansatzes in allen Fragen der Digitalisierung hervorheben.

Gemeinsam begrüßen wir die Erarbeitung einer Digitalstrategie für das Land Brandenburg, die sowohl das Individuum, staatliche Aufgaben und das Leben in einer digitalisierten Gesellschaft im Blick hat, Chancen der Digitalisierung für das Flächenland Brandenburg im Sinne einer Modernisierung hervorhebt und vielfältige Maßnahmen erarbeitet. Die dafür notwendige Berücksichtigung und Kooperation aller Akteur*innen sollte sich jedoch auch im Digitalprogramm widerspiegeln. Zwar werden neben wirtschaftlichen, zivilgesellschaftlichen und staatlichen Akteuren auch solche der schulischen und außerschulischen Bildung aufgezeigt (z. B. Schule, Schulverwaltung, Volkshochschulen, Bibliotheken etc.), Aspekte der Jugend(sozial)arbeit sowie der gesamten Jugendhilfe und ihrer Institutionen finden sich jedoch kaum wieder. Dabei werden die Bedeutung und die Vorreiterrolle von Einrichtungen der außerschulischen Bildung und Jugendarbeit mit einem Fokus auf Digitalisierung und Medienbildung unterschätzt. Gleichzeitig findet so eine Verengung der Wahrnehmung von Heranwachsenden auf ihre Rolle als Schüler*innen statt. Ziele einer jugendgerechten Digitalpolitik treten in den Hintergrund. Diese sollte jungen Menschen ermöglichen, selbstbestimmt, selbstwirksam in digitalen Räumen zu (inter-)agieren, soziale und politische Teilhabe und Möglichkeiten zur kritischen Reflexion fördern sowie Frei- und Experimentierräume anbieten. Dafür braucht es jugendgerechte Zugänge, Strukturen, Inhalte und Maßnahmen für alle Heranwachsenden, die Förder-, Beteiligungs- und Schutzrechte gewährleisten, unterschiedliche Lebenssituationen und die Notwendigkeit differenzierter und bedarfsorientierter Unterstützungsressourcen berücksichtigen.[1]

Digitale und hybride Räume eröffnen neue, gewinnbringende Formen der Kooperation und der Kollaboration. Besonders Einrichtungen und Institutionen der außerschulischen digitalen Bildung können ihr breites Erfahrungswissen einbringen, weitere Bildungsakteure unterstützen und somit wichtige Support- und Vernetzungsarbeit leisten.

Die Verbände empfehlen daher eine detailliertere Berücksichtigung der Belange junger Menschen, der Jugend(sozial)arbeit und Jugendhilfe im Digitalprogramm wie folgt:

1. Digitale Infrastruktur

Es braucht stabile und leistungsfähige Internetverbindungen in ganz Brandenburg. Die Zielsetzung der Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse und Bildungschancen erfordert dabei nicht nur die Förderung von Schulen z. B. beim Breitbandausbau, sondern eine gleichwertige Behandlung der Einrichtungen der Jugend(sozial)arbeit und der Jugendhilfe.

2. Digitale Kompetenzen in allen Lebensphasen sicherstellen

Positiv hervorzuheben sind die vielfältigen Bemühungen, die eine Digitalisierung in pädagogischen Einrichtungen auf einer inhaltlichen Ebene unterstützen. Um außerschulische Einrichtungen der Jugendbildung, Jugend(sozial)arbeit und der Jugendhilfe besser zu fördern, werden ergänzend zu den bestehenden Maßnahmen, die in den strategischen Zielen des MBJS[2] festgehalten sind, folgende Vorschläge unterbreitet:

  1. Erweiterung der Netzwerk- und Beratungsstrukturen (z. B. JIM-Jugend- Informations- und Medienzentren[3]) für Einrichtungen der Jugend(sozial)arbeit und der Jugendhilfe auf regionaler Ebene. Die bereits bestehenden Strukturen der Schulberater*innen mit dem Schwerpunkt Medienbildung dienen hier als positives Vorbild.
  2. Ausbau der Förderung von qualitativ hochwertigen Fort- und Weiterbildungsangeboten für haupt- und ehrenamtliche Akteur*innen der Jugend(sozial)arbeit und der Jugendhilfe.
  3. Kontinuierliche Sicherstellung von Programmen der Praxisentwicklung (z. B. jumblr[4]), um das kreative und innovative Potential der Digitalisierung immer wieder neu auszuloten.
  4. Ermöglichung der Einbindung außerschulischer Partner*innen in die Schulcloud[5], um deren Bedarf an digitaler (pädagogischer) Infrastruktur gerecht zu werden.
  5. Berücksichtigung der Erziehungsberechtigten als wichtige Bildungspartner*innen, um die Entwicklung eines souveränen Umgangs der Kinder und Jugendlichen mit digitalen Medien strukturübergreifend begleiten zu können (z. B. Verstetigung des Projektes Eltern-Medien-Beratung[6]).

3. Teilhabe an und durch Digitalisierung ermöglichen

Digitale Beratungs- und Unterstützungsangebote können die Arbeit von Pädagog*innen nicht ersetzen. Gerade in Notsituationen, bei Kontakt mit (digitalen) Risiken und digitaler Gewalt, ebenso bei der Schaffung gelingender Partizipation für Kinder- und Jugendliche (in der Kommune und den Einrichtungen der Jugendhilfe) bedarf es einer intensiven Beziehungsarbeit und eines Vertrauens in Mitarbeiter*innen und Institutionen. Alle digitalen Maßnahmen sollten daher bereits bestehende Angebote ergänzen und erweitern. Zusätzlich sind kinder- und jugendgerechte Online-Räume grundlegend für deren digitale Teilhabe. Dabei sind die folgenden Aspekte zu berücksichtigen:

  • Barrierefreiheit als Standard
  • Datensouveränität und Transparenz sowie eine Förderung der digitalen Gemeinwohlorientierung
  • Förderung von Diversität und Inklusion

4. Daseinsvorsorge durch digitale Angebote stärken

Die bisherigen – oftmals unzureichenden – Ausstattungsinitiativen für Einrichtungen der Jugend(sozial)arbeit und Jugendhilfe sollten ausgebaut werden und die Anschaffung von digitalen Endgeräten, Anwendungssoftware und deren Administration unterstützen. In Anlehnung an die Forderung der bundeszentralen Träger nach einem Digitalpakt Kinder- und Jugendarbeit sollte sich die Landesregierung im Bundesrat für die Umsetzung eines bundesweiten Digitalpakts unter Beteiligung der Länder stark machen.

Mit dieser Stellungnahme betonen die Verbände ihre Bereitschaft der intensiven Kooperation und des Austausches. Sie haben langjährige Erfahrungen in vielfältigen Fragestellungen, bspw. der kulturellen Kinder- und Jugendbildung, des digitalen Verbraucherschutzes für Jugendliche, der Mediendidaktik, der (digitalen) Kinder- und Jugendbeteiligung, des Jugendmedienschutzes und können wichtige Impulse für die Weiterentwicklung vielfältiger Bildungsorte- und Einrichtungen geben, aber auch Kommunen und Verwaltungen dabei unterstützen, die digitalen Belange und Bedürfnisse von Heranwachsenden angemessen zu berücksichtigen.

[1] Die Verbände orientieren sich hier an den jugendpolitischen Forderungen des Bundesjugendrings: https://www.dbjr.de/artikel/digitalpakt-kinder-und-jugendarbeit

[2] vgl.: https://mbjs.brandenburg.de/media_fast/6288/bildung%2C_jugend_und_sport_im_digitalen_wandel_26.pdf

[3] https://www.medienbildung-brandenburg.de/project/vernetzen/

[4] jumblr – Jugendmedienbildung im ländlichen Raum https://www.medienbildung-brandenburg.de/project/jumblr/

[5] ein entsprechender Landtagsbeschluss (Drucksache 7/3725-B) existiert bereits

[6] Projekt Eltern-Medien-Beratung: https://eltern-medien-beratung.de/  

Gemeinsame Stellungnahme von: Landesjugendring Brandenburg e. V. (LJR), Landesfachverband Medienbildung Brandenburg e. V. (lmb), Kompetenzzentrum Kinder- und Jugendbeteiligung Brandenburg (kijubb), Fachverband Jugendarbeit / Jugendsozialarbeit Brandenburg e. V. (FJB), Aktion Kinder- und Jugendschutz Brandenburg e. V. (AKJS)

Kontakt

Aktion Kinder- Jugendschutz Brandenburg e. V. | Jessica Euler – Geschäftsführerin, euler@jugendschutz-brandenburg.de | www.jugendschutz-brandenburg.de

Fachverband Jugendarbeit / Jugendsozialarbeit Brandenburg e. V. | Sebastian Müller – Geschäftsführer, sebastian.mueller@fjb-online.de | www.fjb-online.de

Landesfachverband Medienbildung Brandenburg e. V. | Björn Schreiber – Geschäftsführer, schreiber@medienbildung-brandenburg.de | www.medienbildung-brandenburg.de

Landesjugendring Brandenburg e. V. | Melanie Ebell – Geschäftsführerin, melanie.ebell@ljr-brandenburg.de | www.lrj-brandenburg.de

Kompetenzzentrum Kinder- und Jugendbeteiligung Brandenburg, ein Projekt der Stiftung Wohlfahrtspflege Brandenburg – Gemeinschaftsstiftung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Brandenburg | Tornowstraße 48, 14473 Potsdam | Dominik Ringler – Projektleiter, dominik.ringler[at]kijubb.de | www.jugendbeteiligung-brandenburg.de

Anhänge:

Stellungnahme herunterladen (PDF, 178 KB)