Jugendarbeit unterstützt junge Menschen bei der Entwicklung und Umsetzung beruflicher Perspektiven vor Ort und trägt dazu bei, die Heimatgemeinde so lebenswert zu gestalten, dass junge Menschen bleiben oder nach auswärtiger Berufsausbildung, Studium, Praktika und Auslandsaufenthalten wieder in ihre Heimatgemeinde zurückkommen wollen und können.
Städte und Gemeinden profitieren von Jugendarbeit.
Jugendarbeit ist ein Arbeitsfeld der Kinder- und Jugendhilfe mit großer Bedeutung insbesondere für Städte und Gemeinden, da sich ihre Wirkungen zuallererst in den Kommunen niederschlagen. Jugendarbeit kann dann Standortfaktor sein, wenn sie nachweisbare Wirkungen erzielen. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass sie ausschließlich als Kostenfaktoren wahrgenommen werden.
Jugendarbeit ist Demokratiebildung.
Jugendarbeit verfolgt – sieht man von dem oberflächlichen Gedanken von „Spiel, Spaß und Geselligkeit“ ab – unter anderem das Ziel, Kinder und Jugendliche zur Selbstbestimmung sowie zu gesellschaftlicher Mitverantwortung und Mitgestaltung zu motivieren und zu befähigen. Junge Menschen bei der Persönlichkeitsbildung und der Entwicklung sozialer Kompetenzen zu unterstützen sowie ihre Eigenverantwortung und ihr soziales Engagement in der Gesellschaft zu fördern, sind Kernelemente der jugendpädagogischen Tätigkeit. Jugendarbeit stärkt die Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen, die für das Hineinwachsen in eine moderne Gesellschaft, die auf Aktivität, Präsenz und Mobilität aufgebaut ist, notwendig sind und verringern zugleich Barrieren, die gesellschaftliche Teilhabe behindern. Das Arbeitsfeld hilft also, Persönlichkeiten von Menschen zu entwickeln, die Gesellschaft allgemein und kommunale Gesellschaft speziell gestalten und prägen sollen. Dabei bedarf es verschiedener Institutionen, die zielgruppengerecht (lebensweltorientiert) Neigungen und Ressourcen ermitteln, Initiativen setzen und letztlich Mittler zwischen diversen Interessengruppen im Gemeinwesen darstellen. Geht man also von einer grundsätzlichen demokratischen Verfasstheit unseres Gemeinwesens und mithin der Städte und Gemeinden aus, ist Jugendarbeit positiver und förderlicher Standortfaktor, um oben Beschriebenes umzusetzen.
Jugendarbeit ist Unterstützerin von Stadtentwicklung.
Eine weitere Stufe, sich der Wirkung von Jugendarbeit als Standortfaktor zu nähern, besteht in der Suche nach Möglichkeiten der Verbindung eigener Ziele und Kompetenzen mit Entwicklungszielen der jeweiligen Kommunen. Die Städte und Gemeinden setzen sich in strategischen Planungen und Leitbildern Entwicklungsziele, die möglicherweise nicht auf den ersten Blick Jugendarbeit berühren. Vielmehr müssen die Akteur*innen der Kinder- und Jugendarbeit selbst Möglichkeiten identifizieren und manifestieren, sich mit ihren Aktivitäten, Angeboten und Leistungen im Zielsystem der kommunalen Leitbildentwicklung zu verorten. Das geschieht nicht aus einer Position des blanken Opportunismus heraus, sondern dient der Absicht, das eigene Potential für die langfristige Entwicklung von Städten und Gemeinden zu identifizieren und dessen Würdigung auch in Anspruch zu nehmen. Grundsätzlich bieten sich (mindestens) vier Denkkorridore für ein Arrangement zwischen Entwicklungszielen von Städten und Gemeinden einerseits und Jugendarbeit andererseits an:
Bürgersinn und Bürgernähe
Maßnahmen der Jugendarbeit sind keine Geschenke oder Würdigungen, sondern als Angebote (Leistungen) an Bürger/-innen – damit sind auch Kinder und Jugendliche gemeint – zu verstehen, die vor dem Hintergrund ihrer Lebenslagen selbstbewusst auswählen, was sie nutzen möchten und sie befördert. Dabei ist es notwendig, höchstmögliche Transparenz zu entwickeln und auf Nutzer*innen zuzugehen, ihnen die besten Chancen zu vermitteln, Angebote auch annehmen zu können.
Bürgersinn und Mobilisierung
Kern einer progressiven Entwicklung von Städten und Gemeinden ist die Stärkung eines selbstbewussten Bürgertums. Dafür gilt es, ein optimales Maß an Partizipation der verschiedenen Zielgruppen zu ermöglichen. Anliegen ist es, sich stark und authentisch mit der Kommune verbinden und identifizieren zu können, indem es gelingt, mindestens Teile der eigenen Lebenswelt aktiv mitzugestalten. Es muss also verstärkt darum gehen, Menschen zu motivieren und zu befähigen, sich für ihre Belange, für ihr eigenes Lebensumfeld zu interessieren und einzusetzen.
Kooperation statt Konkurrenz
Die Entwicklung vieler Städte und Gemeinden ist getragen von den Ergebnissen der Zusammenarbeit verschiedener Akteur*innen aller gesellschaftlichen Zusammenhänge. Kooperation wird als Stärke begriffen, die unter verschiedenen Bedingungen zu optimalen Ergebnissen führen kann. Konkurrenz hingegen kostet Energie und verhindert Synergie. Kooperation ist effektiv und bringt die Kommune voran.
Toleranz und Offenheit
Die Geschichte etlicher Städte und Gemeinden ist eine Dokumentation kultureller Vielfalt. Aus diesen Traditionen heraus – und nicht allein aus aktuellen politischen Bezügen – erwächst die Verpflichtung für Jugendarbeit, das gesellschaftliche Leben der Kommunen einerseits und – an den Stellen, an denen das möglich ist – das individuelle Leben der Adressat*innen andererseits so zu gestalten, dass Vielfalt und Toleranz zu den als normal und wünschenswert empfundenen Zuständen gehören. Jugendarbeit kann also dazu beitragen, eine Atmosphäre in Städten und Gemeinden zu schaffen, in denen Energie in Entwicklung investiert werden kann.